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Timm Kimm schrieb:
Die Bearbeitung in der Kamera zum JPG ändert am Motiv nichts. Es kommen keine Pixel hinzu oder werden entfernt. Man kann die Aufnahme aus der Kamera also durchaus als Foto bezeichnen, das die Wirklichkeit zeigt.
So, so, da wird nichts entfernt ... Das RAW der Kamera enthält sämtliche Informationen des Kamerasensors im Moment der Aufnahme, also 4096 mögliche Tonwertstufen pro Kanal in 16-Bit-RGB. Dagegen ist das JEPEG in der Kamera generiert. Weißabgleich, Tiefen und Lichter, Tonwertkurve und Schärfe werden in die Datei eingebacken, und diese wird auf 8 Bit reduziert. Wenn das RAW z. B. etwa 10 MB groß ist, dann hat das in normaler Qualität aufgenommene JEPEG gerade mal knapp 3 MB. Wo ist denn der Rest hin? Man könnte also im Gegenteil scherzhaft sagen, dass die Kamera auf diese Weise den größten Teil des sog. "Fotos" eliminiert hat.
Schöne Grüße aus Berlin,
Kolja
Hallo Ambos,
durch deine bisherigen Beiträge zum Thema ist mir klar geworden was du mit: „…Der Begriff Bildbearbeitung ist ja weit dehnbar. …“ meinst. Gerade der zuletzt genannte Aspekt, die eigene Vorstellung vom Motiv im Foto umzusetzen, macht klar deutlich: Ein objektives Foto gibt es nicht, das Foto wird allein dadurch schon subjektiv und damit individuell.
Beste Grüße Pete
Genau.
Zudem gibt es ja manche Bereiche der Fotografie die naturgemäß (was ein Wortspiel :-)), ohne Bearbeitung garnicht hinkommen, z.B. fashion, beauty, Werbung , und andere Bereiche wie z.B. die Natur wo es üblich ist bei Wettbewerben die raws bereit zu halten, zumindest bei den wichtigen.
Auch analog habe ich Bilder auf verschiedene Art bearbeitet um meine Vorstellung des Motivs zu erreichen, heute macheich es halt digital.
Die Bezeichnung meiner Tätigkeit ist mir dabei eigentlich egal.
Ein recht erfolgreicher Fotografenbekannter hat mir mal gesagt, das die meisten nur ablichten und nicht fotografieren, dass hat mir zu denken gegeben und geht genau in die andere Richtung.
lg jens
Hallo,
ich fotografiere erst seit gut 2einhalb Jahren, hatte mit der analogen Fotografie nie wirklich etwas zu tun. Deswegen habe ich wenig Vergleichsmöglichkeiten.
Ich sehe es genauso wie Ambos, digitale Fotografie geht gar nicht ohne Bearbeitung, sei es durch die Kamera selbst, wobei man dort wenig Einfluss hat, oder als "RAW-shooter"am PC. Die Realität wird eben digitalisiert. Ich sehe das als Chance, bin immer wiede begeistert, wie man durch Wissen, Können und die richtige software (auch ein dehnbarer Begriff) seine gewünschten Ergebnisse festhalten kann. Manchmal kann man vielleicht durch eine spezielle Tonung gerade das im Bild ausdrücken, was man bei der Aufnahme empfunden hat?
Allerdings ist ein technisch gut "geschossenes" Bild Grundlage für ein gutes (bearbeitetes) Ergebnis.
Liebe Grüße aus dem Münsterland.
Timo
Hallo Helga,
dein Statement, so glaube ich mittlerweile, teilen wahrscheinlich die meisten Club-Nutzer. Eine "Fotoentwicklung" gehört offenbar genauso dazu wie das Fotografieren selbst.
Beste Grüße
Pete
Hi Pete,
ich denke, dass ca. 80% der, wie auch immer, veröffentlichten Fotos in irgendeiner Form nachbearbeitet sind.
Ich meine NICHT die Fotos der Leute, die ausschliesslich Urlaubsbilder oder Erinnerungsfotos mit kleineren Kameras schiessen.
Die Frage ist, wo die Bildbearbeitung anfängt. Wenn Du bei Deiner alpha eine Dynamikoptimierung einstellst, liegt hinter dieser Einstellung ein ähnlicher/identischer Algorithmus wie ihn auch Photoshop mit seiner Tiefen/Lichter-Korrektur enthält. Selbst die Einstellung des Weissabgleichs ist eigentlich schon eine, wenn auch meisst unbewusst, Korrektur.
Selbst, wenn Du an Deiner Digicam "alles auf Durchzug" stellst, gibt es den klassischen Rohschuss, wie man ihn von Dia/Negativ her kennt einfach nicht mehr. Fotografierst Du direkt zum JPG, greift der Bildprozessor unbemerkt ein und schärft nach,... entwickelst Du Dein Foto aus einer RAW-Datei, ist selbst die Standard-Einstellung bereits eine Modifikation.
Ich gebe Dir und Deiner Aussage, dass man gut fotografieren sollte, zu 100% Recht, aus einem schlechten Foto kann man auch mit der besten Bildbearbeitung nie ein Spitzen-Foto machen. Solche Ergebnisse sieht man häufig bei Wettbewerben, wenn Fotografen über ihre Fotos einfach einen x-beliebigen Filder bügeln und das für eine tolle Bildbearbeitung halten. Mit Bildbearbeitung hat das allerdings überhaupt nichts zu tun.
Also,.... ich denke, man sollte jedem selbst überlassen, ob er seine Bilder bearbeitet oder nicht,... die Basis des bearbeiteten Ergebnisses sollte allerdings immer ein gutes Foto sein, das auch ohne Bildbearbeitung eine eindeutige Gestaltung hat.
So long, Ralf
Hallo Pete,
Analoge Photographie ohne Nachbearbeitung beschränkte sich nur auf DIAs, aber selbst dort wurde mit Sandwichverfahren oder Doppelbelichtungen gearbeitet um, wie Jens so schön formulierte, die Dir eigene Wahrnehmung der Umwelt abzubilden. Schon durch die Wahl der Brennweite, der Belichtung, der Blende und auch des Ausschnitts schaffst Du Dein Bild. Kein Photo bildet die Realität ab, wer das behauptet hat noch nie photographiert oder steckt noch in den Anfängen!
Als ich mit 14 Jahren und einem Vorkriegsvergrößerer meine ersten SW-Abzüge herstellte merkte ich sehr schnell, was allein der Entwicklungsprozess aus einem Bild machen konnte. Was heute Photoshopkenntnisse sind waren früher Chemie-Kenntnisse. Die Art des Papiers, Entwicklertyp, Entwicklungsdauer, Toner Nachbelichtungen bestimmten maßgeblich das Ergebniss. Als ich dann auch noch meine Negative selbst entwickelte hatte ich noch mehr Macht über das Resultat. Ebenen gab es zwar noch nicht, aber die Möglichkeiten das Papier mehrmals zu belichten und Teile mit selbstgeschnippelten Masken abzudecken. Die PS-Werkzeuge Abwedeln und Nachbelichten erinnern noch an die Zeiten im Labor. Auch stürzende Linien konnte man entzerren, indem man die Papierkassette aus der Waagrechten kippte. Anselm Adams schrieb bereits 1950 in seinen zwei Standardwerken, das Negativ und das Positiv, wie wichtig der Prozess der Entwicklung ist und dass der Photograph bereits beim Auslösen die Kenntniss dieser Prozesse miteinbeziehen sollte um das gewünschte Bild zu erreichen und das gilt auch noch heute wie Jens es so treffend beschrieb.
Photographie beinhaltete schon immer Motivwahl, Wahl der Kameraeinstellungen und die anschließende Entwicklung und vor allem das Wissen wie sich diese Schritte auf das Bild auswirken können, bereits im Augenblick des Aulsösens und das gilt auch noch heute. Alles andere ist Knipserei, die trotzdem Spaß machen kann, ist halt wie das Öffnen von Wundertüten, kann auch mal Schönes drin sein.
Das soll natürlich nicht ausschließen, dass bei passendem oder passend gemachtem (Blitz, Reflektoren) Licht, passender Motivwahl unter den entsprechenden Standardentwicklungseinstellungen der kamerainternen Entwicklung ein jpeg herauskommt, das keine Wünsche nach einer händischen RAW-Entwicklung mehr aufkommen lässt.
VG GFS
Hallo Ralf,
deine Gedanken finde ich interessant und sie sind eine schöne Erweiterung der bisherigen Diskussion. Dein abschliessendes Statement
"Also,.... ich denke, man sollte jedem selbst überlassen, ob er seine Bilder bearbeitet oder nicht,... die Basis des bearbeiteten Ergebnisses sollte allerdings immer ein gutes Foto sein, das auch ohne Bildbearbeitung eine eindeutige Gestaltung hat."
kann ich gut annehemen.
Beste Grüße
Pete
P.S. Eine Reihe deiner Bilder deiner Homepage finde ich ansprechend mit gut gewähltem Ausschnitt und Kontrast.
Hallo Pete,
erstmal ein Gedankenspiel, was ist überhaupt ein reales Foto und für was brauche ich es. Verändere ich die Realität nicht schon mit der Wahl der Brennweite. Ich denke die wenigsten werden Tatorte im kriminalistischen Sinn fotografieren, um mal ein Beispiel zu nennen. Selbst bei diesen gibt die Farbe, die eine Kamera dem Bild zuweist, schon eine Fälschung der Realität wieder. Auch hier könnte ich durch wählen einer bestimmten Perspektive, die vorgefundene Situation, mal mehr mal weniger, dramatisieren. Beispiele dafür gibt es in der Boulevard-Presse doch fast jeden Tag.
Ich persönlich fotografiere nur im RAW Modus und versuche gleich so zu fotografieren das ich nach Möglichkeit keinen Ausschnitt machen muss. Allerdings wenn das Bild im quadratischen Format besser wirkt als es im Längsformat der Fall wäre, soll ich dann die Möglichkeit der Bildbearbeitung auslassen? Davon ganz ab wird mir dieses Format im Kleinbildformat ohnehin nicht geboten. Ist eine Kontrasterhöhung, um die Farben lebendiger zu machen schon gleich verwerflich? Auch wenn ich mein Bild in s/w umwandele, weil es mir besser gefällt als in Farbe, ist dieses Bild dann noch real?
Vieles würde sich zwar auch an der Kamera im sogenannten Kreativmodus einstellen lassen, ich bevorzuge aber eher die kontrollierten Einstellungen mittels EBV. Bisher ist noch keine Kamera in der Lage, die Vorstellung die ich von einem Bild habe, auch so umzusetzen.
Man hat zu analogen Zeiten doch auch den für sich angenehmsten Film gekauft, man konnte auf der anderen Seite aber auch mit einem hochempfindlichen Film das Korn für ein anderes Resultat des gleichen Motivs nutzen. In der Dunkelkammer kann man A die Film- und B auch die Positiv- Entwicklung beeinflussen, auch dort gibt es unzählige Möglichkeiten das Foto nach seinen Wünschen anzupassen, also auch nicht alles so real wie es den Anschein hat.
Diese Prozesse sind doch auf die digitale Fotografie auch anwendbar, mit dem Unterschied das hier der Aufwand wesentlich geringer ist. Wenn man sich mit dem Bild noch nachträglich beschäftigt, schärft es den Blick noch zusätzlich und es hilft Fehler gleich bei der Aufnahme zu vermeiden. Denn je mehr Fehler man bei der Aufnahme macht, umso höher wird auch die Zeit für die Nachbearbeitung werden, man muss allerdings auch bereit sein Fehler erkennen zu wollen.
Zusammenfassend würde ich sagen, jeder sollte sein Bild so gestalten wie es ihm gefällt, ob es mir oder einen anderen gefällt steht doch auf einem ganz anderen Blatt. Bei mir geht zu 100% jedes Bild durch den Computer, schon alleine zum selektieren welches ich weiterverarbeiten will und welches in den Müll kommt.
Wir haben doch den Vorteil das es im Amateurbereich keinen Zeitdruck gibt, warum sollte man sich dann nicht auch die Zeit nehmen seine Bilder genauer zu betrachten, um vielleicht danach noch gewisse Korrekturen vorzunehmen. Ein anderer sieht seine Kamera eher als Technik-Spielzeug, mit der man nach Möglichkeit schnellstens 100000 Bilder mit allen möglichen Einstellungen knipsen muss. Jeder sieht und betreibt das Hobby Fotografie eben etwas anders, ich denke dass dieses bei anderen Freizeitbeschäftigungen auch nicht viel anders sein wird.
Gruß Didi
Hallo Didi,
herzlichen Dank für den großen Bogen in deinen Ausführungen. Es stimmt; selbst habe ich ungern mit dem Diafilm Fuji 100 fotografiert. Dieser hatte für meinen Geschmack stets einen Grünstich. Ging es mir um wenig Korn (Bsp. Makroaufnahmen Schmetterlingsflügel) so nahm ich gern den Diafilm Kodak 50.
*Nun, dein Beitrag hat mein Nachdenken über das Thema beendet - zukünftig werde ich mehr im RAW-Format fotografieren und gut hinschauen, ob dadurch mein Bild meinen Vorstellungen vor dem Drücken des Auslösers noch näher kommen wird.*
Schöne Grüße
Pete